Schrittzähler sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden, sei es als eigenständige Geräte, Smartwatches oder Apps auf dem Smartphone. Sie bieten eine einfache Möglichkeit, die tägliche Bewegung zu überwachen und persönliche Fitnessziele zu erreichen. Doch wie bei vielen Technologien gibt es auch hier Möglichkeiten zur Manipulation. Dies soll keine Motivation dafür sein, sich selbst zu belügen, sondern nur darüber aufklären, dass die Zahl am Display nicht immer der 100%igen Wahrheit entspricht.
Manipulation mechanischer Schrittzähler
Mechanische Schrittzähler sind die älteste Form dieser Geräte. Sie basieren auf einem einfachen Mechanismus: Ein Pendel oder ein kleiner Gewichtsstift bewegt sich bei jedem Schritt vor und zurück und zählt dabei die Schritte. Mechanische Schrittzähler reagieren relativ einfach auf Bewegungen, was sie anfällig für Manipulation macht. Besonders die eingeschränkten Möglichkeiten der Datenverarbeitung machen sie jedoch ohnehin immer weniger relevant. Folgende Möglichkeiten gibt es, um mechanische Schrittzähler zu manipulieren:
Manuelles Schütteln
Durch einfaches Schütteln des Geräts lässt sich der Pendelmechanismus aktivieren, sodass Schritte gezählt werden, obwohl keine Bewegung stattfindet.
Anbringung an beweglichen Objekten
Wird der Schrittzähler an einem schwingenden oder vibrierenden Objekt befestigt, wie beispielsweise einem Ventilator oder einem Fahrzeug, registriert er Schritte, obwohl der Träger sich nicht bewegt.
Manipulation elektronischer Schrittzähler
Elektronische Schrittzähler haben mechanische Modelle fast vollständig ersetzt. Sie nutzen Sensoren wie Beschleunigungsmesser (Accelerometer) und Gyroskope, um Schritte zu erkennen. Fortgeschrittene Modelle kombinieren diese Daten mit GPS, Herzfrequenzsensoren oder Algorithmen, die Bewegungsmuster analysieren.
Schütteln des Gerätes / Befestigung an beweglichen Objekten
Wie bei mechanischen Schrittzählern können elektronische Modelle durch Schütteln, Hin- und Herschwenken oder rhythmische Bewegungen des Geräts überlistet werden. Ebenso lässt sich ein elektronischer Schrittzähler manipulieren, indem er an beweglichen Objekten befestigt wird. Er registriert dann Schritte, obwohl der Träger inaktiv bleibt.
Software-Manipulation
Bei elektronische Schrittzählern, die als Apps oder mit Smartwatches arbeiten, ist zusätzlich eine Manipulation über die Software möglich. Durch Entwicklerumgebungen ist es einfach möglich, Sensordaten zu simulieren und damit verfälschte Daten an eine App zu senden. Auf Android-Geräten können beispielsweise Skripte über die Android Debug Bridge (ADB) verwendet werden. Emulatoren auf Computern können die Bewegung eines Smartphones simulieren, sodass Apps glauben, der Nutzer bewege sich. Fitness-Apps, die GPS-Daten zur Berechnung der Schritte nutzen, können außerdem durch GPS-Spoofing manipuliert werden. Mit speziellen Apps oder Tools wird der Standort des Geräts geändert oder Bewegungen simuliert, ohne dass der Nutzer tatsächlich aktiv ist.
Hardware-Manipulation
Einige Nutzer gehen noch einen Schritt weiter und manipulieren die Hardware selbst. Eine Möglichkeit ist das Verändern der Empfindlichkeit. Einige Geräte erlauben es, die Empfindlichkeit des Bewegungssensors einzustellen. Bei höherer Empfindlichkeit werden auch kleinste Bewegungen als Schritte gezählt.
Manipulation durch falsche Benutzerangaben
Neben technischen Tricks kann die Manipulation eines Schrittzählers bereits bei der Konfiguration beginnen. Viele Geräte oder Apps bitten die Nutzer, Parameter wie Körpergröße, Schrittlänge oder Gewicht anzugeben, um die Genauigkeit der Messungen zu verbessern. Gibt man bewusst eine übermäßig lange Schrittlänge ein, kann die zurückgelegte Distanz künstlich erhöht werden, da der Schrittzähler längere Distanzen pro Schritt berechnet. Ebenso können falsche Angaben zu Gewicht oder Aktivitätsniveau die Kalorienberechnung verfälschen. Solche Manipulationen sind einfach umzusetzen, jedoch leicht zu durchschauen, da sie meist mit unrealistischen Ergebnissen auffallen.
Maßnahmen gegen Manipulation
Die Manipulation von Schrittzählern, ob mechanisch oder elektronisch, ist technisch möglich und kann mit wenig Aufwand durchgeführt werden. Moderne Schrittzähler und Fitness-Tracker haben durch Kombination von Technologien jedoch sogar Möglichkeiten, um Manipulationen zu erschweren. Beispielsweise verbinden manche Tracker die GPS-Daten mit der Herzfrequenz um unlogische Bewegungsprofile zu erkennen und Daten filtern, die nicht mit einer echten körperlichen Aktivität übereinstimmen. Außerdem können Algorithmen zur Mustererkennung eingesetzt werden, um Bewegungsprofile zu analysieren und unnatürliche Bewegungen zu erkennen, wie sie etwa beim Schütteln oder Schwenken entstehen. Diese Daten werden dann von der Schrittzählung ausgeschlossen.
Letztlich bleibt die Frage: Was bringt die Manipulation? Schrittzähler sollen die persönliche Fitness fördern – das eigentliche Ziel wird durch Schummeleien nicht erreicht. Ein Spaziergang durch die Nachbarschaft ist gesundheitlich garantiert mehr förderlich als den Schrittzähler zu manipulieren.
Beitragsbild von Militiamobiles.
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